Blut ist dicker als Wasser by Gardner Lisa

Blut ist dicker als Wasser by Gardner Lisa

Autor:Gardner, Lisa [Gardner, Lisa]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller
ISBN: 978-3-644-51461-4
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2014-07-30T04:00:00+00:00


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Kapitel 24

Als ich Justin kennenlernte, arbeitete ich in der Boutique einer Freundin. Ich half dort an manchen Tagen aus und versuchte, mich nebenbei als Schmuckdesignerin selbständig zu machen. Von der Freundin bekam ich nur sehr wenig Geld, aber sie bot mir die Möglichkeit, meinen Schmuck in der Boutique auszustellen.

Als die Ladentür bimmelte, blickte ich von einem Wust von Schals auf, die ich neu arrangieren wollte, und erblickte Justin.

Von der ersten Viertelstunde unseres Zusammentreffens ist mir jede Einzelheit in Erinnerung geblieben: seine braunen Haare, die damals länger und dunkler waren und fast bubenhaft von der Seite über seine Stirn fielen; wie mich seine Größe und die breiten Schultern beeindruckten, die im wahrsten Sinne des Wortes die Sonne verdunkelten. Er trug Blue Jeans, nicht etwa Markenjeans, sondern eine billige, verschlissene, an den langen Beinen klebende Hose, dazu eine olivgrüne, halblange Jacke von L.L. Bean und ausgelatschte Stiefel.

Und dann dieses Lachen, spontan und offen. Er sah mich, grinste übers ganze Gesicht und sagte: «Dem Himmel sei Dank, ich bin gerettet.»

Ich war sofort hin und weg.

Am liebsten hätte ich ihm gleich in die Haare gegriffen. Ich wollte die feste Wand seiner Brust berühren, seinen Duft in mich aufsaugen. Ich wollte diese tiefe Stimme an meinem Ohr brummen hören, immer und immer wieder.

Er hatte nach einem Geschenk gesucht, für eine Freundin. Und natürlich schwatzte ich ihm eine meiner Ketten auf.

Mit meiner Telefonnummer auf dem Preisschildchen.

Was zu unserem ersten Date führte. Ich weiß noch, dass er einen etwas dämlichen Eindruck machte, als wir uns trafen, mir schüchtern eine einzelne gelbe Rose reichte und in seinen alten Range Rover half. Ich möge doch bitte den Schmutz und das Durcheinander im Wagen entschuldigen; er arbeite auf dem Bau, sagte er, da bleibe so etwas nicht aus.

Ich erinnere mich an seine Augen, als wir uns das erste Mal liebten, was nicht am selben Abend war, obwohl ich mir das durchaus gewünscht hätte. Dazu kam es erst nach unserem vierten Treffen. Sein Blick war ungemein intensiv, so sehr auf mein Gesicht fokussiert, auf jeden Seufzer, der mir über die Lippen kam, auf jede meiner Regungen, dass ich den Eindruck hatte, er wollte mich hypnotisieren.

Später gestand er mir, dass er schrecklich nervös gewesen war, und als ich schallend darüber lachte, schwor er, mir nie mehr ein Geheimnis anzuvertrauen.

Was er aber doch tat. Er gestand mir seine Liebe, ohne zu wissen, was ich für ihn empfand. Und bevor ich mir Gedanken über unsere Zukunft machte, sagte er, dass er mich heiraten wolle.

Nie werde ich vergessen, wie er an einem Donnerstagabend von einer besonders anstrengenden Geschäftsreise nach Hause zurückkehrte und ich ihn mit einem Bouquet pinkfarbener und blauer Luftballons sowie der Nachricht meiner Schwangerschaft begrüßte. Sein Gesichtsausdruck wechselte von müder Begriffsstutzigkeit über stirnrunzelnde Verwirrung hin zu allmählich aufkommender Freude, bis er schließlich vollkommen aus dem Häuschen war. Er ließ seine Reisetasche fallen und wirbelte mich im Kreis. Die Ballons rissen sich los und flogen durch die offene Haustür davon, während wir lachten und weinten. Den salzigen Schweiß auf seinen Wangen schmecke ich bis heute.



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